Rüstungsforschung
an der Uni? Universitätsleitung verschließt sich offenen Gesprächen
– Dekane wollen Debatte aussitzen
Mitten in
der Debatte um Rüstungsforschung an bayerischen Universitäten
erhöht sich auch der Druck auf die Universitätsleitung und
entscheidungsbefugte Gremien der Universität Augsburg. Trotz großer
medialer Öffentlichkeit versuchen diese, einer Positionierung
bezüglich der zukünftigen Ausrichtung der Universität
auszuweichen.
Am
Mittwoch, den 04.12.2013, fand an der Philologisch-Historischen
Fakultät die Sitzung der Raum- und Strukturenkommission statt, in
der die Präambel für den Entwicklungsplan der Fakultät besprochen
werden sollte. Dieser sollte unter anderem den folgenden Passus
beinhalten: „Forschung, Lehre und Studium dienen ausschließlich
zivilen und friedlichen Zwecken.“ Der Dekan Prof. Dr. Martin
Middeke hatte im persönlichen Gespräch kurz vor dem Sitzungstermin
seine volle Zustimmung und seinen Willen, diesen Satz zu verankern,
zugesichert und vor dem gesamten Fakultätsrat noch einmal
bekräftigt. In der Kommission jedoch, die kurz nach einer internen
Besprechung aller DekanInnen stattfand, wurde der komplette Punkt der
Tagesordnung auf Vorschlag des Dekans verworfen und in eine
unbestimmte Zukunft vertagt.
Einige
Mitglieder der Raum- und Strukturenkommission sind gleichzeitig im
Universitätsrat vertreten, dem auch UnternehmensvertreterInnen
angehören. Unter anderem Dr. Reinhard Janta, Geschäftsführer der
SGL Carbon GmbH, Konzern mit eigener Rüstungssparte sowie Mitglied
des Carbon Composites e.V. und damit Mitinitiator des umstrittenen
Innovationsparks direkt am Uni-Campus.
„Daraus
ergeben sich Fragen zu Demokratieverständnis, Meinungsfreiheit,
wissenschaftlichen Grundwerten und Unabhängigkeit von Forschung und
Lehre an der Universität Augsburg.“, so Georg Stasch,
studentischer Vertreter in der betreffenden Kommission und
Studierendenparlamentsmitglied an der Uni Augsburg.
In
einem Radiobeitrag des Bayerischen Rundfunks am 1.12.2013 äußerte
sich die Präsidentin der Universität zur Debatte über die
Zivilklausel wie folgt: „Das [sind] ganz wichtige Impulse, die
wir auch aufgreifen und über die wir uns dann im Präsidium und in
der gesamten Universität weitreichende Gedanken machen.“ Auf
eine weitere Anfrage der Initiative Friedliche Uni Augsburg hin,
verweigerte die Universitätsleitung jedoch erneut jeglichen Dialog.
Die
Forderungen nach einer Zivil- und nach einer Transparenzklausel
erhalten einmal mehr zusätzliches Gewicht. Spätestens vor dem
Hintergrund der Verstrickung bayerischer Universitäten in die vom
Pentagon finanzierte Rüstungsforschung sollte die
Universitätsleitung beginnen, sich dem notwendigen Diskurs zu
stellen und sich zu eindeutig zu positionieren.
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